»Spiderman: A New Universe« – Die Revolution eines verbrauchten Genres

Ironman, Thor, Hulk, Captain America, Doctor Strange, Ant-Man, Guardians of the Galaxy, Avengers. Superman, Batman, X-Men,…und, und, und.
Es gibt kein Genre, das in den letzten Jahren mehr Menschen in die Kinos gelockt hat, als das der Superhelden, Marvel und DC Comics sei Dank.Nicht, dass mich das großartig betrübt, denn ich bin schon immer ein großer Fan von Comics gewesen. Es fing mit Lustigen Taschenbüchern, Tim und Struppi, Asterix & Obelix sowie Lucky Luke und vielen weiteren an. Später kamen dann Batman, Spiderman, Superman und wie sie noch so alle heißen, dazu. Doch hatte die Begeisterung schon im Verlaufe des Jahres 2017 bis hinein in den Dezember vergangenen Jahres beständig abgenommen. Comics im Kino waren mir ab einem gewissen Punkt einfach zu viel. Der ständige Megahype um gefühlt jede Comicverfilmung hatte mich ermüdet, denn die hohen Erwartungen wurden nur in den wenigsten Fällen erfüllt. Gut, dass Besserung in Sicht ist. Zunächst sollte ich aber ausführen, warum ich von dem bunten Durcheinander fürs Erste genug hatte.
Inhaltlich waren diese Filme schon lange stehen geblieben. Natürlich schaut man Werke wie »The Avengers« primär aus Gründen des primitiven Unterhaltungsverlangens und der kindlichen Comicvernarrtheit, doch selbst diese Bedürfnisse konnte nicht einmal die Fortsetzung des größten und erfolgreichsten Comicschlagers stillen.
»Avengers: Infinity War« ist exemplarisch für die drei Kernprobleme, die dieses Genre gerade durchziehen. Zunächst wäre da die ewige Fortsetzung und Wiederholung. Jeder Penny wird aus den zu Geldmaschinen mutierten Superhelden gepresst. Ob wir denn irgendwann gerne auch mal etwas Neues sehen wollen, interessiert nicht. Das ist aber auch nur ein Problem, weil den Machern das solide Storytelling abhanden gekommen ist. Buchstäblich comichafter Charme, aber auch ehrliche und nicht nur tiefgreifendere, sondern einfach intensivere Emotionen bekommen wir nur noch selten zu Gesicht. Zu guter Letzt ließ auch noch die heilige Action, das Kernelement der meisten Superheldenfilme, zu wünschen übrig. Die Muster wiederholten sich ein ums andere Mal.

Besonders fiel mir das in der letzten Avengers-Verfilmung auf, die wie ein ansprechendes Videospiel aussah und auf dem Papier zwar inhaltlich konsequent erschien, sich tatsächlich aber auch innerhalb dieses Universums als überaus konstruiert und wenig brisant entpuppte.
Dieser Film wollte sich dann aber als stylischer Hochglanzblockbuster mit dramatischem Plot verkaufen und oh ja, das tat er auch. Womit wir zur wichtigen Frage kommen. Und zwar, ob sich an den eben beschriebenen, elementaren Problemen etwas ändern wird. Ihr ahnt es: Wohl eher nicht. Denn Comicverfilmungen drucken mehr Geld als jemals zuvor.

Doch habe ich mittlerweile wenigstens Hoffnung, dass sich das Genre stilistisch und erzählerisch nachhaltig erweitern wird. Auslöser dieses zunächst leichten Empfindens war der Film, auf dessen Kritik ihr nun wohl schon lange wartet: »Spiderman: A New Universe«!

Dieser Film hat wahrscheinlich nicht nur mich völlig unerwartet getroffen. Wie aus dem Nichts erschien er im Kino. Grundsätzlich finde ich das zwar sympathisch, ich erinnere mich gerne an eine der erfolgreichsten Comicüberraschungen der letzten Jahre, nämlich die »Guardians of the Galaxy«. Doch war ich, wie bereits ausführlich elaboriert, schon lange übersättigt von Comicfilmen und wäre ohne die begeisternde Überzeugungskraft einer guten Freundin wohl zunächst nicht ins Kino gegangen.

Und ob es sich gelohnt hat! Lange Rede, kurzer Sinn: Dieser Film war ein wundervoller Abschluss eines eher mauen Kinojahres,…was wohl auch an meinem halbjährigen Südamerikaaufenthalt gelegen haben wird.

»Spiderman: A New Universe« ist eine in vielerlei Hinsicht innovative, faszinierend animierte und großartig inszenierte, wahrhaftige Comic-Orgie. Intensiv und crazy – dieser Film fühlt sich nach einer richtigen Comic-Adaption an und hat meine geschundene Liebhaberseele beruhigt.

Zum Einen wäre da die dynamische Animationstechnik, die aus dem Film einen Mix aus Comicbuch und Animationsfilm macht und uns allein dadurch in eine ganz eigene Welt abtauchen lässt. Wie das genau aussieht, müsst ihr wohl selber in Erfahrung bringen…
Dann wäre da die poppige inhaltliche und musikalische Inszenierung: Neue Protagonisten, erfrischende und bunt gemixte Nebenfiguren sowie ein New-York-Feeling mit fetzigem, modernem Lifestyle und epischem Hip-Hop. Dieser Film hat in mir eine ganz neue Begeisterung für diese spezielle Stadt entfacht.

»Spiderman: A New Universe« sprudelt einfach nur so von Fantasie, Emotionen und Energie, von ehrlicher Lebensfreude und liebevoller Herangehensweise an jedes kleine Detail und steht im krassen Kontrast zu den sonst so oberflächlichen Gelddruckrobotern und schnelllebigen monetären Interessen gewisser anderer Genrevertreter.

Hoffentlich geben Marvel und DC in Zukunft mehr unkonventionellen Stilen wie den im neuen Spiderman-Film verwendeten, Raum. Denn so etwas habe ich auf der großer Leinwand wirklich noch nicht erlebt!

Release (Deutschland) 13. Dezember 2018

Trailer (ENG)

Trailer (DEU)

Nach mehreren nun schon vergangenen Wochen seit dem Kinobesuch, höre ich immer noch den überaus stimmigen Soundtrack rauf und runter.

Hier ist er:

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