Mad Max: Fury Road: Reboot de luxe!

Der Film »Mad Max« aus dem Jahr 1980 ist Kult. Mit dem günstig produzierten Endzeit-Action-Film setzte der australische Regisseur George Miller neue Maßstäbe. Irre Verfolgungsjagden, atemberaubende Stunts und eine Menge Explosionen: Trotz eines geringen Budgets konnte Mad Max die Messlatte für neue Actionfilme um Einiges höher legen, Mel Gibson wurde zum Weltstar. Zwei Fortsetzungen später war es das dann mit dem alternden Hollywoodstar, der nicht minder talentierte Tom Hardy übernahm die berühmte Rolle.

In einem verwüsteten, versandeten Australien treibt eine Rockerbande ihr Unwesen. Sie trifft auf den Ex-Cop Max Rockatansky. Einige dramatische Sequenzen später finden sich beide Lager in einer wilden Jagd ums Überleben wieder. Das ist der vereinfachte, Spoiler vermeidende Plot des alten Mad Max-Films. In den Sequels wurde die Lage nur immer noch etwas dramatischer. In »Mad Max II – Der Vollstrecker«  von 1981 ist die Zivilisation zusammengebrochen, der Kampf um Benzin und damit ums Überleben wird zum zentralen Lebensinhalt.
Im darauffolgenden Teil »Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel« sind Autos, Benzin und Wasser knapper denn je, die Lage des Helden wird immer kritischer.

Wer nun denkt, zumindest der erste Mad Max-Film würde sich auf reine Action beschränken, irrt sich. Der Film lebt vielmehr von seiner unheimlichen Spannung, ausgelöst durch das Gefühl ständiger Bedrohung. Man denkt öfters: Was, wenn mir das passieren würde? So abwegig ist dieser Gedanke nämlich nicht. Ja, es gibt immer mehr Sand und immer weniger (Trink-)Wasser auf unserer Erde bzw. die Verteilung dieses kostbarsten Rohstoffes ist ungerecht, doch begegnen uns diese Probleme eher selten direkt. Doch sind uns Willkür und Wahnsinn in verschiedensten Formen allgegenwärtig. Jene extremen Ausmaße malen wir uns zwar meist nur aus, sie zu erleben, ist dennoch immer möglich. Was bleibt von diesem rauen, bedrückenden Charakter des Originals in der bereits erwähnten Neuverfilmung übrig? Die Antwort klingt ernüchternd: Wenig. Denn »Mad Max: Fury Road«, jenes Reboot mit Tom Hardy ist zwar noch wahnsinniger und brutaler als der Ursprungsfilm, entfernt sich dennoch endgültig von der trotz eines apokalyptsichen Szenarios existierenden Realitätsnähe des Originals und geht einen grundsätzlich anderen Weg.

Den alten Mad Max als reinen Actionfilm zu beschreiben, ist undifferenziert. Das ist bei Fury Road defintiv nicht der Fall! Denn dieser Film ist fast eine einzige, gigantische Actionszene, die auch noch zu keinem Zeitpunkt langweilt! Zwei Stunden lang Action vom Feinsten, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man sich diesen Film anschaut, sollte man fähig sein, die ewige Sinnsuche, die stetige Erwartung einer klaren Message in Film und Serie, abzuschalten. Man könnte jetzt sagen, dass es doch schon genug sozusagen »sinnlose« Actionfilme geben würde, doch vermisse ich in so vielen klassischen Blockbustern die nötige Spur Extravaganz, die mir das Mad Max – Reboot auf dem Silbertablett serviert.

Die am Ausgangsort des Geschehens ansässige, aus meist verunstalteten Menschen und Halbblütern (kalkweiße Krieger) bestehende Gesellschaft verehrt einen mit einer grinsenden Maske verzierten Warlord namens »Immortan Joe«.
Er gibt ihnen Wasser und verspricht seinen (wahrscheinlich hauptsächlich) von ihm gezüchteten Kriegern das Paradies in «Walhalla«. Schon zu Beginn fühlt sich dieses Setting großartig an. Das Erlösungsmotiv bleibt über den Film hinweg erhalten und gibt dem Ganzen noch mehr Dramatik.
Fury Road versucht nicht durch das Einfügen einer hochdramatischen, von der ganzen Action durchbrochenen Liebesgeschichte, dem Film etwas Echtes, etwas Wahres zu verleihen. Zwar gibt es auch in diesem Film Konflikte wie die Herausforderung der Vergangenheitsbewältigung des Protagonisten Max Rockatansky, die ihn anscheinend von der Gemeinschaft isoliert hat und seine dennoch zu Teilen selbstlose Hingabe für andere Menschen und Mitglieder jener Gesellschaft. Dieser Hauptkonflikt des Protagonisten wirkt aber hauptsächlich als Spannungskatalysator. Schließlich darf nicht alles gänzlich vorhersehbar sein, eine gewisse emotionale Bindung an die Charaktere ist in einem Actionfilm, der kein reiner Trash sein will, dringend notwendig. Vielleicht könnte man Fury Road im Vergleich mit anderen, inhaltlich und intellektuell anspruchsvolleren Flmen als Trash bezeichnen, innerhalb seines Genres ist er jedoch erstklassig.

Was macht Fury Road also aus? Ich sprach bereits von Extravaganz. Denn diese erlangt Fury Road erst in der Kombination von Setting, Konflikten und Motiven mit einer einzigartigen visuellen Bildgewalt und Ästhetik. Wir bekommen die imposante Zitadelle (der Ausgangsort), die raue Wüste inklusive Sandsturm, hochfrisierten Autos, epischen Stunts, Manövern und Kampfesritualen in einer Kraft und Dynamik zu Gesicht wie selten zuvor. Fury Road strotzt nur so von Energie und Intensität und hebt sich visuell sowie emotional von seinen Konkurrenten ab.

Die Psyche des Protagonisten im Film näher zu beleuchten, wäre grundsätzlich auch spannend gewesen, doch hat sich George Miller mir dem Reboot seines Originals dagegen entschieden und hat einen anderen, insbesondere audiovisuell radikaleren Film geschaffen. Ob man das Ganze nun mag oder nicht ist eine Sache, doch sollte man den Machern Respekt zollen für ihre konsequente Neuinterpretation dieses berühmten Klassikers.
Wie oft mussten wir schon Reboots ertragen, die versucht haben, das Original zu übertreffen und daran kläglich gescheitert sind?
»Reboot« heißt Neustart und das nimmt Mad Max: Fury Road wörtlich!

Release (Deutschland) 14. Mai 2015

Trailer (ENG)

Trailer (DEU)

Trailer (ENG) zu »Mad Max«

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