A Bigger Splash und La Grande Bellezza – große Titel, große Filme?

»La Grande Bellezza« und »A Bigger Splash« – Filmtitel, die große, elementare Themen erwarten lassen. Tatsächlich stehen jene schwer greifbaren, anspruchsvollen Fragen im Mittelpunkt beider Filme.

In A Bigger Splash stehen Liebe, Schönheit, Sexualität, Begehren und Eifersucht im Fokus, in La Grande Bellezza geht es um die bedauernde Sicht des Protagonisten auf seine eigene Vergangenheit und auch dadurch ausgelöst die Reflexion über die Vergänglichkeit des Seins und die ewige Suche nach dem Sinn des Lebens. Die Liebe und das Sein. Die Gefahr, sich hieran die Finger zu verbrennen ist groß, doch nimmt sich auch nicht jeder x-beliebige Regisseur/Drehbuchautor solchen Themen in einer so direkten Form an. Dass die beiden italienischen Regisseure Luca Guadagnino (A Bigger Splash, I Am Love) und Paolo Sorrentino (La Grande Bellezza, Cheyenne – This must be the place) zu nachdenklichen, sinnlichen und sentimentalen Filmen neigen, haben sie schon oft bewiesen. A Bigger Splash und La Grande Bellezza erfüllen diesen Charakter, doch wie gelungen sind die Filme aus den Jahren 2015 und 2013 wirklich?

A Bigger Splash ist in einem schlichten visuellen Stil gestaltet, was sich nicht nur wegen der mediterranen Umgebung der Insel Pantelleria (bei Sizilien) anbietet. Im Fokus steht Rockstar Marianne Lane (Tilda Swinton), die sich eine Auszeit nimmt,
um ihre Stimmbänder zu regenerieren. Sie kann bzw. soll nicht sprechen und flüstert nur mit ihrem Freund Paul, der nach überstandener Alkoholentziehungskur und missglücktem Selbstmordversuch mit ihr das natürliche, unaufgeregte italienische Landleben genießen will.
Doch dann tritt Mariannes ehemaliger Manager und Liebhaber Harry in Erscheinung. Er schwelgt in Erinnerungen an alte, gemeinsame Zeiten und möchte Marianne wieder für sich gewinnen. Seine Tochter Penelope, derer Existenz er sich erst seit kurzem bewusst ist, versucht den in seiner Depression gefangenen Paul zu verführen.

La Grande Bellezza spielt nicht in einer Finca mit Pool irgendwo in Italien, sondern in der ewigen Stadt, im großen Rom.
In großen Alleen und Palästen flaniert Jep Gambardella daher und philosophiert über den Sinn bzw. den Unsinn der letzten 40 Jahre seines Lebens, in denen er sich dem mondänen Leben der römischen High Society hingegeben hat. Er ist mehr Charmeur als Journalist, dennoch wird in seinem Umfeld ständig über das einzige Buch, das er geschrieben hat, gesprochen. Er gilt als gescheiterter Schriftsteller.

Jep sehnt sich nach seiner Jugend, nicht nur nach seinem schriftstellerischen Erfolg, sondern nach seiner ersten großen Liebe. Er ist ausgelaugt vom oberflächlichen, süßen Leben, welches er all die Jahre so genossen hatte und fühlt sich leer.
La Grande Bellezza ist ein wahrhaftig großer Film, der mit dem Golden Globe, dem Europäischen Filmpreis und zu guter Letzt mit dem Oscar angemessen gewürdigt wurde.
Die bewegende, pathetische, aber nicht kitschige Musik, die großartigen, metaphorischen Bilder, die ergreifenden, reflektierenden Monologe des Protagonisten, ein nachdenklicher und träumender, durch Rom schlendernder Jep Gambardella.
Vom Stil her ist A Bigger Splash vielleicht nicht ganz so pompös.
Doch trotz des kleineren inhaltlichen und optischen Rahmens, den sich dieser Film setzt, versucht er sich an vergleichbaren elementaren Themen. Die große Epik der Story in A Bigger Splash finden wir vergeblich, ich hatte durchaus mehr von diesem Film erwartet. An die hypnotische Kraft von «La Grande Bellezza«, ohne Zweifel einem der besten Filme, die ich je gesehen habe, kommt A Bigger Splash nicht heran.
Der Film hat zwar durchaus interessante Momente, doch bleiben diese eben nur „interessant“. Sie werden lange nicht so intensiv. Es gibt Augenblicke, in denen man einen Hauch von Größe spürt, doch fesselt der Film emotional bei weitem nicht so sehr wie er eigentlich sollte.
Ihr mögt euch nun vielleicht fragen, warum ich versuche, diese beiden Filme zu vergleichen.
Das liegt vornehmlich an dem Anspruch der inhaltlichen und cineastischen Größe, den beide stellen, den der eine nicht erfüllt und den der andere übertrifft. Mein persönlicher Anspruch stieg, nachdem ich La Grande Bellezza sah. Nachdem ich dann A Bigger Splash schaute, war ich zwar nicht gänzlich enttäuscht, ärgerte mich jedoch aufgrund des vorhandenen, ungenutzten Potentials und musste sofort an La Grande Bellezza denken, der sich einer noch viel elementareren Frage, der nach dem Sinn des Lebens, also der Frage überhaupt, stellt und seinen eigenen Anspruch gänzlich erfüllt.

Es ist trotzdem gut, beide Filme gesehen zu haben, um die eingeschlagenen cineastischen, inhaltlichen und auch musikalischen Richtungen besser zu verstehen,
vergleichen zu können und zu spüren, was A Bigger Splash fehlt.
Das unangefochtene Meisterwerk bleibt jedoch La Grande Bellezza.

Release (Deutschland) von »A Bigger Splash«

31. März 2016

Release (Deutschland) von »La Grande Bellezza«

27. Juli 2013

Trailer (ENG) zu »A Bigger Splash«


Trailer (DEU) zu »A Bigger Splash«


Trailer (ENG) zu »La Grande Bellezza«


Trailer (DEU) zu »La Grande Bellezza«

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