Re-Pre-Se – Analyse, Ausblick und Ideen zu den Themen Neuverfilmung und Fortsetzung

Remake, Reboot, Prequel, Sequel – Es gibt viele Gründe, warum sich Filmemacher dazu entscheiden, Filme erneut zu drehen, ihre Welten und Geschichten zu ergänzen oder sie fortzusetzen. Bei einigen Filmen ist die begriffliche Einteilung unklar. Das liegt wohl auch daran, dass die Definitionen von Neuverfilmungen und Fortsetzungen nur vage Anhaltspunkte sind und eher der vereinfachenden Kategorisierung als der konkreten Feststellung dienen. Wenn Filmwerke nicht schon von vornherein dazu ausgelegt bzw. konzipiert wurden, fortgesetzt oder erweitert zu werden, leiden ihre Folgewerke oft an inhaltlicher Tiefe und Anbindung zum Hauptwerk.

Besonders dann fällt das auf, wenn erfolgreiche Filme Jahre später all zu oft des Profits wegen fortgesetzt oder neuverfilmt werden und lieber auf eine hübsche Optik und einen prominenten Cast als auf eine authentische Inszenierung und Storyline geachtet wird. In diesem Artikel werde ich u.a. aufgrund der bereits erwähnten, schwierigen Klassifizierung nicht zwischen Remake und Reboot unterscheiden, sondern ganz allgemein von »Neuverfilmungen« sprechen.
Ich werde mich des Weiteren nur auf Se- oder Prequels konzentrieren, die nicht Teil eines sogenannten »Masterplans« waren. Die schon immer vorgesehenen Star-Wars-Teile I bis III würden also nicht darunter fallen, die im weitesten Sinne dazu gedichteten Episoden VII bis IX schon. Abschließend halte ich fest, dass ich mich im folgendem Text vornehmlich auf Kinofilme konzentrieren werde.

Ursprünglich mehr oder weniger ungeplante Filme wie das Sequel zu »Blade Runner« (1982), »Blade Runner 2049« (2017), die Neuverfilmung von »Mad Max« (1979), »Mad Max: Fury Road« oder auch die Fortsetzung von »Trainspotting« (1996), »T2 Trainspotting« (2017), allesamt großartige Fortsetzungen bis eigenständige Meisterwerke, die Jahrzehnte nach der Veröffentlichung des Originals in die Kinos kamen, sind Raritäten. Dass die fast 30 Jahre später realisierte Neuverfilmung von »Cape Fear« (1962/1991) genau so gut wie das Original war, ist auch eher eine die Ausnahme bestätigende Regel. Vielleicht liegt dieser Eindruck aber auch an den ewigen Sequel-, Prequel-, Reboot- und Remake-Ausschlachtungen dominanter Produzenten wie Michael Bay und Megastudios wie Disney.

Dabei gehen viele sinnvolle und durchaus auch für sich stehende Neuverfilmungen und Fortsetzungen unter. Der allgemeine Ruf dieser hat insbesondere in den letzten Jahren stark gelitten. Doch sind die Aussichten durchaus positiv.
Sich noch in Arbeit befindende Werke wie die Neuverfilmung von »Dune« (1984) unter der Regie von Denis Villeneuve, das geplante Remake von »Candyman« (1992), produziert von Horror-Revolutionär Jordan Peele oder auch die Marvel-Neuverfilmung von »Blade« (1998) mit dem zweifachen Oscargewinner Mahershala Ali in der Hauptrolle, lassen hoffen.

Hervor sticht, dass sich für all diese Positivbeispiele herausragende Filmemacher verantwortlich zeigen. Denn es ist gar nicht so leicht, das richtige Fingerspitzengefühl für eine Neuverfilmung oder Fortsetzung zu haben oder zu entwickeln. Und sehr oft handelt es sich bei den Kreativen nicht einmal um die Erfinder des Ursprungswerkes. Der Film oder die Serie soll modern sein und neue Geschichten erzählen, dennoch die Ausgangsgeschichte nicht ganz außer Acht lassen und am besten auch noch den alten Stil und Vibe versprühen oder eben konsequent neu erfinden. Und wenn Letzteres nicht gelingt, wird in einigen Fällen gleich infrage gestellt, warum man sich nicht mehr vom Original hat leiten lassen. Filmemacher fragen sich dann oft bestimmt, warum sie sich überhaupt einem solchen Projekt angenommen haben.

Konsequenz ist ein entscheidendes Stichwort, wenn es um Neuverfilmungen und Fortsetzungen geht. Denn besonders wenn es sich um erfolgreiche und bekannte Stoffe handelt, sind die Filmemacher umso mehr gefangen und beeinflusst von den Interessen des Studios und der Erfinder des Originals, den Erwartungen des Publikums und ihrem eigenen Anspruch. Denn eigentlich will doch niemand das Gleiche nur nochmal in grün verfilmen. Leider kommt aber genau das all zu oft heraus. So will Branchenprimus Disney mit den neuen Star-Wars-Filmen in erster Linie Filme schaffen, die alt und jung gemeinsam schauen und in vollem Umfang verstehen können. Dabei geht Einiges an inhaltlicher Tiefe verloren.
Hier liegt die Macht und Entscheidungskraft ganz klar beim Mutterkonzern.
Doch ist so eine Herangehensweise meiner Ansicht nach in vielen Fällen gar nicht nötig. Ja, auch in finanzieller Hinsicht.

Sind wir mal ehrlich: Die Kinder von heute haben doch schon eine viel größere Vielfalt und Menge an Filmen gesehen als vorherige Generationen und haben eine ganz andere Resistenz und ein breiteres Verständnis für düstere Erzählungen und die Darstellung von Gewalt.
Star Wars Episode VII oder auch »Episode Nummer Sicher« hätte sich also durchaus mehr trauen können, ohne dafür an der Kinokasse büßen zu müssen.
Denn so oder so geht doch jeder in den neuen Star-Wars-Film, der oder die auch nur in irgendeiner Art und Weise damit etwas zu tun hat.
Mithilfe berühmter Marken, Namen und einem intelligenten Marketing lässt sich ein Großteil des Publikums doch fast automatisch ins Kino ziehen.
Warum also nicht mal ein wenig mehr experimentieren, wagen und einfach machen beim tatsächlichen Filmstoff? Filmemacher dieser Welt: Werdet euch der Komplexität eures Unterfangens doch wenigstens ein bisschen bewusster.
Langfristig zahlt sich das auch monetär aus. Fangemeinden entstehen nun mal nicht einfach so mir nichts dir nichts und wenn sie einmal da sind, wer garantiert, dass das auch so bleibt? Dass sie die »Episode Nummer Sicher« nicht völlig auseinandernehmen und ihr aktives »Fan-Sein« zunehmend schwindet?
Gut, ich gebe gerne zu: Das Star-Wars-Universum ist ein schlechter Vergleichsmaßstab. Auch zehn schlechte Star-Wars-Filme könnte meine Liebe und die von Millionen anderen Anhängern nicht wirklich brechen.

Die gleiche Herangehensweise an die Kreation von Neuverfilmungen und Fortsetzungen lässt sich auch auf kleinere Produktionen übertragen.

Aber bevor ich mich hier jetzt in noch mehr Beispielen und Details verliere und alle passenden Filme analysiere und vergleiche bis ich aus der Vertiefung nicht mehr herauskomme, stelle ich mir lieber die Frage, wie man es denn nun konkret richtig anstellen sollte, was es noch für Erfolgskonzepte gibt und welche es noch geben könnte.

Dass es auch ganz andere Wege gibt, ältere Filme neu zu erfinden, zeigt zum Beispiel die HBO-Serie »Westworld«, die den Kultfilm aus dem Jahre 1973 als Inspiration und Grundlage nutzte und daraus eine visuell herausragende, atmosphärische und hochspannende Serie schuf, die sich in natürlicher Weise an heutige technische Entwicklungen angepasst hat. Ich bin gerade mitten in der ersten Staffel, die Serie ist auch der Auslöser für diesen Artikel.

Nachdem ich vor einigen Wochen John Carpenters »Sie leben!« (1988) sah, musste ich gleich an eine Neuverfilmung dieses Sci-Fi-Kultfilms denken.
Und anstatt nun weiter über die große Komplexität des Neuverfilmens und Fortsetzens zu elaborieren, stelle ich doch lieber einmal ein paar konkrete Vorschläge á la »Wie würde ich es machen?« unterbreiten, wie ich finde.

Demnächst werde ich euch also ein paar Filme vorschlagen, die ich für eine Neuverfilmung oder eine Fortsetzung für besonders geeignet halte, warum ich das tue und wie ich das Ganze ungefähr anstellen würde.

Auf Kommentare und weitere Ideen würde ich mich sehr freuen.

Bis bald!


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