In Zeiten von Covid-19 (ich sage nicht Corona, denn das klingt schließlich nicht intellektuell genug) müsste ich doch eigentlich Artikel nach Artikel hochladen. Aber warum gelingt mir das nicht?
Da wäre einmal die Tatsache, dass ich studiere. Ja, auch in diesen Zeiten. Mein Studiendekan ist Professor für „Neue Medien“, das sagt glaube ich schon alles. Aber dennoch verbringe ich wie wir alle derzeit Tag für Tag in den eigenen vier Wänden. Glotzen tue ich natürlich auch sonst ziemlich viel, aber wenn ich mehr Zeit habe und alleine bin, schaue ich häufiger Serien und weniger Filme.
Zuletzt habe ich mir das in wenigen Tagen bis Wochen zum weltweiten Kult avancierte True-Crime-Phänomen „Tiger King“ zu Gemüte gezogen, was mich gleichermaßen fasziniert, belustigt, aber vor allem entsetzt hat über das Freiheitsverständnis mancher Menschen. Ich warte schon sehnlichst auf die nächste Folge der fünften Staffel von „Better Call Saul“, einer meiner Ansicht nach weiterhin unterschätzen Serie, die für mich zu dem Besten gehört, was in den letzten Jahren produziert wurde. Gestern habe ich mit der dritten Staffel von „Ozark“ angefangen und eigentlich schaue ich auch noch die zweite Staffel von „Lost“, was ich unter anderem aus Zeitgründen unterbrochen habe. Und dann wären da ja noch die Filme…
Aber warum mache ich die Anfang des Jahres bestehende zeitliche Knappheit nun nicht mit Film- und Serienkritiken im Minutentakt wett?
Ist jetzt nicht die ideale Zeit für ergiebige Recherchen und ausführliche Fantasien?
Jein. Manch Autor*in beflügelt die Stille, um völlig originäre Stoffe mit so wenig Fremdeinfluss wie nie zuvor zu entwickeln oder bestehende Arbeiten in angemessener Form zu Ende zu bringen. Aber kickt euch die Ruhe, treibt sie euch an, wenn ihr sie nicht bewusst aufgesucht habt, besonders dann, wenn ihr nicht wisst, wann sie ein Ende finden wird?
Ich habe Ende letzten Jahres so viele Filme gesehen wie noch nie, obwohl ich gerade ins Studium gestartet war. Aber mich vollends in diese Welt zu begeben, hat genau den besonderen Reiz für mich dargestellt und mich täglich aufs Neue angetrieben.
Vielleicht entstehen derzeit versiertere Drehbücher, aber führt das zu wirklich besseren Geschichten? Mal ganz abgesehen von den Problemen im heutigen Filmschaffensprozess. Denn gerade in die alles entscheidende Entwicklung von Filmen wird vor allem in Deutschland noch immer viel zu wenig investiert. Wenn in ein Drehbuch einmal entsprechend investiert und die Finanzierung begonnen wurde, muss es in der Regel ab einem gewissen Punkt auch verfilmt werden. Alles Andere würde die meisten Produzent*innen in den finanziellen Ruin führen… (Ende des kleinen Exkurses)
Ich kämpfe mit diesem kurzen Kommentar gegen meine innere Leere ausgelöst durch eine ungewohnte soziale Deprivation. Vielleicht geht es euch gerade auch so. Aber so schwer es auch sein mag: Lasst uns wenigstens versuchen, aus dieser Zeit das Beste zu machen. An alle Kreativen da draußen: Haut in die Tasten was das Zeug hält und zeigt der Welt, dass Ideen und Geschichten ein essentieller Teil unserer Gesellschaft sind!