Der perfekte Filmabend | Das perfekte Kino – oder die Bedeutung der Zeit vor, während und nach dem Filmschauen.

Der perfekte Filmabend oder die Bedeutung der Zeit vor, während und nach dem Filmschauen.

Ich könnte noch viel mehr Filme sehen, als ich das jetzt tue, doch schaue ich mir dann oftmals lieber eine Serie an.
Das heißt nicht, dass Serien minderwertiger sind als Filme, sie erfordern in der Regel einfach andere Begebenheiten.
Ich möchte einen Film nicht nur schauen, sondern sehen.
Und das geht in seiner reinsten und wahrsten Form nur, wenn die Stimmung, in der ich mich befinde, die Erfüllung dieser Erwartungshaltung ermöglicht. Diesen Anspruch habe ich bei einer Serie auch, nur ist die notwendige emotionale und intellektuelle Aufnahmefähigkeit für eine anspruchsvolle Serie meist nicht in einem so hohen Maße vonnöten wie für einen anspruchsvollen Film.
Das liegt in meinen Augen insbesondere an der ausgedehnteren Narrationsstruktur der seriellen Erzählung.
Die Atmosphäre und das Absorptionsvermögen sind dahingehend auch so wichtig für mich, dass sich der Filmabend und anschließende Unterhaltungen über den Film und die daraus entstehenden übergreifenden Themen dauerhaft in meine Erinnerung einbrennen.
Die Grundvoraussetzungen erscheinen einfach: Wenn vorhanden, sollte eine Lampe nur im Hintergrund leuchten, die Knabbereien lecker und die zwischenmenschliche Stimmung positiv sein. Das Grundfeeling während des Films ist also planbar.
Was einen Film- und insbesondere einen Kinoabend aber so richtig spannend macht, sind die Ereignisse vor und nach dem Film, Diskussionen über den Film, Unterhaltungen über das Leben oder auch besondere Umstände, die das Erlebnis entscheidend verändert haben.

Zu meinem bisher aufregendsten Berlinale- und Filmerlebnis kam ich fast zu spät.
Das zu bestaunende Meisterwerk: »Ceux qui font les revolutions à moitié n’ont fait se que creuser un tombeau«,
die Situation: Nach einem Film, in den ich mit einer Freie Generation-Reporterin (Berlinaleblog, dem ich 2017 angehörte) gegangen war, hatte ich sie noch ein Stück weit auf ihrem Heimweg begleitet. Dann bekam ich Hunger. Am Potsdamer Platz kaufte ich mir also schnell ein Franzbrötchen und einen Cappuccino und machte mich dann zurück auf den Weg zum Haus der Kulturen der Welt (HKW). Ich kam gerade rechtzeitig an und war mental noch gar nicht im Kino, als der Film schon begann und mich total unerwartet völlig vom Sessel riss.
Ich kann mich an so viele Details dieses letzten Samstagabends der Berlinale 2017 erinnern.
Diese Details, diese Erinnerungen bleiben für immer mit dem Film und den betreffenden Menschen verbunden, ein langlebiges Gedächtnis vorausgesetzt.

Ein wichtiger Bestandteil dieser Erlebnisse sind die Kinos, von denen Berlin deutschlandweit ziemlich wahrscheinlich die größte Auswahl vorweisen kann. Es bietet sich also an, meine Stammkinos einmal näher zu beleuchten.
In den Independentkinos »b-ware Ladenkino« in Berlin-Friedrichshain und in geringerem Maße im noch kleineren Lichtblick Kino in der Kastanienallee muss man sich einfach wohlfühlen.
Die urige Atmosphäre wird u.a. durch eine individuelle Ausstattung mit schäbigen Kinosesseln, alten Filmpostern und nicht zu vergessen dem immer angenehm gedämpften Ton erzeugt. Hier wird primär an Film gedacht und nicht an die einen erwartende Riesenportion Popcorn oder die 0,5l-Cola. Mmmmh!
Das b-ware Ladenkino ist aber nicht nur für Independentfilme ein idealer Ort, der Comicblockbuster »Guardians of the Galaxy Vol.2« hat mir trotz kleinerem Bildschirm und weniger epischer, dafür aber cinephilerer Atmosphäre einen Heidenspaß bereitet.

Wenn wir schon von universellen Independentkinos reden, darf das Kino in den Hakeschen Höfen sowie auch das Filmwerk in Bielefeld (falls ihr euch einmal in dieser nicht existenten Stadt befinden solltet) nicht unerwähnt bleiben.
Beide Kinos sind dezent, schlicht und weniger individuell, ziehen dafür aber auch eine breitere Masse an Zuschauern an, die mit Independent- sowie feinem Hollywoodkino versorgt werden.
Der beste Ort für US-amerikanisches Großleinwandkino bleibt das Sony Center am Potsdamer Platz. Ich gehe viel zu selten in dessen IMAX-Kino…
Für großes Kino ist das Kino International, mein persönliches Lieblingskino, ebenso prädestiniert. Hier ist die Konzentration an cineastischen Kunstwerken unvergleichlich. Es laufen verhältnismäßig wenig Filme, die Qualitätsdichte ist dafür höher.
Der Aufenthalt im Kino ist mit dem in einem Theater zu vergleichen.

Zuletzt möchte ich das Freiluft-Kino Friedrichshain nicht außer Acht lassen. Zwar sehen sich Filme in Freiluftkinos meist weniger intensiv, dafür ist die Grundlage für einen netten Abend nicht besser zu legen. Davor schaue ich gerne nochmal beim Imbiss vorbei und genieße während des Films die luftige, auch menschlich offene Atmosphäre inklusive dampfendem Asia-Food und eisgekühltem Radler. Wenn man Filme mit mehreren, vielleicht auch mit sonst nicht ernsthaft filminteressierten Menschen schauen möchte, ist ein Freiluftkino in meinen Augen immer eine gute Wahl. Nachdem ich das hier geschrieben habe, bekomme ich nicht nur Appetit auf dampfendes Asia-Food, sondern natürlich in erster Linie auf einen Besuch im Kino oder zumindest auf einen kuscheligen Filmabend. Ich hoffe, euch geht es auch so!

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