»Fargo« – Zynismus in seiner reinsten Form

Zufall und Schicksal, Willkür und Vorbestimmung, Glück und Tod. In »Fargo« verschwimmen die Grenzen zwischen Licht und Schatten. Eines ist jedoch gewiss: Jede Handlung hat Konsequenzen.

Die vielfach prämierte Serie, produziert vom US-amerikanischen FX Network, erstreckt sich mittlerweile auf drei Staffeln, die vierte wird Ende des Jahres ihre Premiere feiern. Als Inspiration für Stimmung, Dramaturgie und Charaktere der drei Staffeln, die als eigenständige Miniserien aufgebaut sind, dient der gleichnamige Kultfilm der Coen-Brüder. Das Geschehen spielt stets hauptsächlich im US-Bundesstaat Minnesota, in dem kleinbürgerliche Eingeborene auf kaltblütige Gangster treffen. Irgendwo zwischen diesen sich überschneidenden Lebensrealitäten befinden sich engagierte Kleinstadtcops, die sich im unverhofften Kampf für das Gute gegen ihre störrischen Vorgesetzten behaupten müssen. Die Serie hinterfragt klassische Rollenbilder- und Konstellationen und stellt den engstirnigen, kleinkarierten Geist der ländlichen Bevölkerung infrage.

Mit Sinn für das große Ganze

Viele der Begegnungen in »Fargo« wirken zunächst unglaubwürdig, doch wurde mir im Laufe jeder Staffel bewusst, dass die Aufeinandertreffen im übergreifenden Sinne unausweichlich sind und einige Charaktere bewusst überzeichnet werden. Die großen Antagonisten erweisen sich als bewusst überhöhte dämonische  Allegorien. Denn es geht weniger um die Konfrontationen einzelner Personen als um den Konflikt verschiedener Vorstellungen vom richtigen Leben und von der Haltung zum »Lauf der Dinge«.

»Fargo« zeichnet ein düsteres Menschenbild. Die wenigen nach Vernunft und Moral handelnden Akteure gehen unter, das Böse verwüstet mit unverrückbarer Kraft auch den letzten Funken der Hoffnung. Zwar ereilt auch manch Halunken das schlechte Karma, übergreifend ändert sich aber nichts am desolaten Zustand der dargestellten Gesellschaft mit besonderem Fokus auf die scheiternde Justiz.

Getragen wird die Serie von einer stets wiedererkennbaren und gleichzeitig erfrischenden Inszenierung, einem oft angenehm vordergründigen, bombastischen Score und immer wieder überragenden schauspielerischen Leistungen. Hervorzuheben ist hierbei Ewan McGregors herausragende Doppelleistung, der in der dritten Staffel zwei Brüder verkörpert und beide differenziert und prägnant darstellt.

Ein Gefühl der Leere

»Fargo« hinterlässt mich mit einem niedergeschlagenen Gefühl. Absurdität und Irrwitz mildern diesen Eindruck nicht ab, sondern verstärken ihn, die Serie trieft förmlich von Ironie, der schnell zu Sarkasmus und schlussendlich zu immanentem Zynismus wird.  Und dennoch lässt mich »Fargo« auch immer wieder an das Gute im Menschen glauben. Denn es gibt sie, die Charaktere, die  nicht aufgeben zu kämpfen, als Individuen am Leid wachsen und ihre Werte weitergeben. Für sie gilt trotz aller Widerstände: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Release (Netflix Deutschland): September 2014

Trailer (ENG) zu »Fargo Season 1«

 

Trailer (ENG) zu »Fargo Season 2«

 

Trailer (ENG) zu »Fargo Season 3« 

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