Das missverstandene Werk von Stephen King

in freundlicher Zusammenarbeit mit Audible

Der Name Stephen King ist in der Literatur wie im Film der Inbegriff des Grauens, im positiven Sinne versteht sich. Und das ist wie gesagt auch gut so, das will ich gar nicht in Abrede stellen. Stephen King ist ein Meister des Schreckens in all seinen Facetten. Er entzündet das Feuer in unserem Unterbewusstsein und schürt es, indem er tieferliegende Ängste in uns erweckt. Stephen King, ist das nicht der mit dem widerwärtigen Clown, mit den herumirrenden Kuscheltieren, dem wahnsinnigen Axt schwingenden Vater? »Here’s Johnny!« Ja, ja, genau das ist er. Für mich sind diese Assoziationen dennoch alle nur bedingt zutreffend auf sein umfangreiches Werk.

Die Arbeiten keines Autors wurden so oft verfilmt wie die des US-amerikanischen Schriftstellers, dutzende Male waren seine oft sehr umfangreichen Bücher auf der Leinwand oder in der Röhre zu bestaunen, ein Ende ist nicht in Sicht. Selbstredend gilt das Wort »bestaunen« nur im Falle gelungener Adaptionen. Und davon gab es durchaus die ein oder andere. Ganz wunderbar als Hörbücher eingesprochen wurden viele von Kings Romanen bei Audible. Im verlinkten Artikel wird auch treffend beschrieben, wie komplex sein sich gegenseitig referenzierendes Werk ist.

Zu Stephen King gehört eben mehr als nur das Spiel mit menschlichen Angstinstinkten. Wer einmal Bücher wie »Shining« oder »Es« liest, mag sich schnell wundern. Denn auf hunderten Seiten dieser dicken Schinken findet sich nicht die Beschreibung der physischen Gewalt monströser Gestalten wieder, sondern die differenzierte und bis ins kleinste Detail auserzählte Lebens- und Leidensgeschichte von Menschen, die von Familie und Gesellschaft unbeachteter, vernachlässigt oder überfordert sind. In »Es« ist es der übergewichtige Junge Bill Denbrough, der sich ganz alleine durch seine schwere Jugend schlagen muss. In »Shining« muss Jack Torrance mit seiner Alkoholsucht zurechtkommen und lernen, mit seinem mit übersinnlichen Fähigkeiten bedachten Sohn Danny umzugehen. Und das sind nur leichte Andeutungen der komplexen Charakterstudien, für die Stephen King leider nur bedingt wertgeschätzt wird.

Die meisten misslungenen Verfilmungen seiner Werke begehen den Fehler, sich zu sehr auf die Monster und zu wenig auf die zu Monstern gewordenen Menschen und ihre Opfer zu konzentrieren. Aber es gibt noch Hoffnung, schließlich hört King auch im Alter von 73 Jahren noch lange nicht auf, in rasantem Tempo neue Romane zu veröffentlichen, die dann mit tödlicher Sicherheit auch zu Filmen und Serien geschmiedet werden.

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